Schulprojekte fortgesetzt

Reisebericht Bernd Henn

Mit 10 Computerblöcken, Bildschirmen und weiterem Zubehör war mein Auto voll beladen, als ich am 15. September zusammen mit Michailo Tschirka in Richtung Galizien aufbrach. Erstes Ziel war die 11-klassige allgemeinbildende Schule in Rudno, einer ca. 6000 Seelen zählenden Gemeinde nahe Lemberg. Die Schule erhielt die technische Ausrüstung, nachdem sie ein Jahr zuvor schon einmal 10 komplette PC erhalten hatte.

Computerklasse in Rudno
Computerklasse in Rudno

Michailo und ich konnten uns am Ende des Ukraineaufenthalts davon überzeugen, dass die Geräte funktionsbereit und im Rahmen einer speziellen Informatikklasse mit dafür ausgebildeter Fachkraft sinnvoll eingesetzt wurden. Da in dieser Schule fast 1.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, stellt die Spende unseres Vereins, die wiederum durch externe Spender ermöglicht worden war, eine wertvolle Unterstützung der Bildungsarbeit dar.

Von Rudno ging es für mich weiter nach Ternopil, wo täglich 4 Stunden Seminararbeit an der Nationalen Pädagogischen Universität mit den Germanistikstudentinnen anstanden. Diese Lehrtätigkeit, die im Wesentlichen Sprachpraxis und Phonetik mit einem deutschen „Muttersprachler“ beinhaltet, findet schon seit 2015 regelmäßig statt. Die größte Herausforderung dabei ist, den Studierenden die Ängste zu nehmen, sich in freier Rede der deutschen Sprache zu bedienen, aber man kann feststellen, dass neuerdings viele Studentinnen davon profitieren, dass sie in den Semesterferien im Sommer für 2 Monate Jobs in Deutschland annehmen, zumeist in der Gastronomie. Intensives Nachfragen über diese Tätigkeiten brachte auch einige Kehrseiten zu Tage. Zwar wurde in allen Fällen die Mindestlohngesetzgebung beachtet (die Stundenlöhne lagen durchweg bei 9 Euro), aber in etlichen Fällen wurden den Mädels Zimmerkosten von 300 € je Person pro Monat auferlegt, bei bis zu 5 Personen-Belegung pro Zimmer.

Die vom Vorstand beschlossene Reise hatte auch den Zweck, sich zu vergewissern, dass frühere Spenden ebenfalls sinnvoll genutzt werden. Daher standen auch Besuche in der Schule Nr. 17 in Ternopil, einer Schule mit erweitertem Deutschunterricht, in der allgemeinbildenden Schule im Dorf Horodyshche und im Dorf Bobulyntsi auf der Agenda.

In der Schule Nr. 17 sind die 16 gelieferten PC auf diverse Klassen verteilt worden, weil der ehemalige, inzwischen abgelöste Direktor keine Ressourcen für eine Computerklasse zur Verfügung stellen wollte. Die sehr engagierte stellvertretende Schulleiterin, Oksana Hudyma, wird sich noch bemühen, die Nutzung zu verbessern. Ein besonderes Interesse hat man an dieser Schule an einem Schüleraustauschprogramm für die Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klasse mit einer deutschen Schule.

In Horodyshche hat die Schule ca. 180 Schüler. Drei Lehrerinnen unterrichten Deutsch. Sie sind hochmotiviert, was der bei der „unterirdischen“ Bezahlung von Dorfschullehrerinnen (Lehrer habe ich keine gesehen) schon ein kleines Wunder ist. Mit dem geringen Gehalt allein kämen wohl die meisten nicht über die Runden. So gibt es häufig neben der Berufstätigkeit noch ein wenig Landwirtschaft zu bearbeiten. Wenn dann noch eine größere Familie zu versorgen ist, muss man große Hochachtung vor der Leistung dieser Frauen haben.

Bobulyntsi hatte die kleinste, aber sehr ordentlich und hübsch gestaltete Schule auf der Tour. Nur 128 Schülerinnen und Schüler in einem Dorf mit knapp über 400 Einwohnern. Die aber kümmern sich um die Schule. Mit ihren Spenden und Eigenleistungen füllen sie das Defizit, das die staatliche Finanzmisere für den Bildungssektor aufwirft (Eigenleistungen der Eltern waren übrigens an allen Schulen, die ich besucht habe, die Regel). Auch in Bobulyntsi gab es, wie in Horodyshche, eine Computerklasse. Deutschunterricht wurde mit Online-Lehrmaterialien durchgeführt.

Insgesamt kann man feststellen, dass die Lieferung von 10-12 leistungsfähigen Computern gerade für Schulen im ländlichen Bereich eine enorme Unterstützung darstellt.

Spenden für weiter Ankäufe von gebrauchten Computern bei Volkswagen sind also eine sinnvolle Unterstützung junger Menschen in der Ukraine.

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