17. Juni 1953 – Kein Datum für antisowjetische oder antirussische Haltungen

Am 17. Juni 1953 wurde der Volksaufstand von Soldaten der Roten Armee niedergeschlagen.
Herbeigeführt hatte ihn allerdings eine DDR-Führungsriege unter Walter Ulbricht, welche auch nach Stalins Tod in seinem Denken absolut gefangen war. Dabei hatte sie sich verkalkuliert weil sie nur an ihren eigenen Machterhalt dachte. Die DDR-Führung wurde von den Sowjets nur geschützt, weil der Zusammenbruch im Bündnis zu befürchten war.

Trauma für die Staatsführung: Während in Moskau nach Stalins Tod im März 1953 die Zeichen auf Entspannung stehen, eskaliert die DDR-Führung unter Ulbricht aus Mangel an Gefühl für die Lage. Alle Chancen wirksamer Korrektur der Normenerhöhung werden über Wochen vertan. Sie flüchtet schließlich ins sowjetische Hauptquartier nach Berlin Karlshorst. Dann rollen Panzer. Die sowjetische Führung übernahm, weil sie befürchten musste, das Beispiel DDR würde im ganzen Ostblock schule machen.

Die Sowjets wollten Entspannung und haben die ruinöse Wirtschaftspolitik der DDR Führung mehrfach um die Ohren gehauen. Sie hatten zwar selbst dazu beigetragen. Doch besonders wenig politisches Gespür bewies die DDR-Führung mit Maßnahmen, die den Sowjets Anfang Juni 53 zu weit gingen: Kirchenkampf, Repressionen gegen Oberschüler, hoher Ablieferungssoll für Bauern, aber vor allem: die Normerhöhungen.

Die Führung unter Ulbricht brachte sich selbst mit ihren notorischen Fehleinschätzungen an den Rand des Machtverlusts innerhalb der Partei SED. Das geht soweit, dass schließlich aus Moskau ein eigenes Papier kommt, 2.Juni 1953:
„Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR“
Ulbricht zögerte, das umzusetzen, weil er befürchten musste, von seinen Rivalen innerhalb der SED abgesetzt zu werden. Zu hoch gepokert. Als er seine Zögerlichkeit gegenüber dem neuen Hohen Kommissar Wladimir Semjonow, dem höchsten Vertreter der UdSSR äußert, lehnt dieser ab mit dem Satz:

„In 14 Tagen werden Sie vielleicht schon keinen Staat mehr haben“.

Ulbricht erkennt den Ernst seiner Lage nicht, der Rest ist Geschichte.
Er bleibt inthronisiert von den Sowjets, doch abhängiger als je zuvor. Er wird zu einem Bittsteller und zur Marionette von Moskaus Gnaden.
Ulbricht ist auch für den größten Akt kultureller Barbarei mit der Sprengung der Paulinerkirche am 30.05.1968 in Leipzig ursächlich verantwortlich.

Noch kurz vor dem Mauerfall hatte man in der DDR das Gefühl, weniger Luft zu bekommen als in Polen (Aufstand 1989), Ungarn (Aufstand/Regierung 1956) oder der CSSR (Regierung 1968). Alle drei anderen niedergeschlagenen Revolutionen eignen sich besser für gerechtfertigte Kritik an sowjetischem Imperialismus.

 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_vom_17._Juni_1953

https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/geschichten/volksaufstand/folgen/
Deutsche Geschichte in Schlaglichtern (Meyers Lexikonverlag, 2007)

https://www.kas.de/en/web/geschichte-der-cdu/calendar-detail/-/content/volksaufstand-in-berlin-und-in-der-ddr

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