Deutsche Schulbücher haben jahrzehntelange Defizite mit Blick auf die Ukraine fortgeführt.
Durch gefälschte Geschichtsbilder wird auch der Krieg legitimiert.
Darüber spricht der ukrainische Historiker Yuri Shapoval, seit Juni 2022 Stipendiat des Georg-Eckert-Instituts für Schulbuchforschung, heute in der Braunschweiger Zeitung.
„wenn Sie sich aus deutschen Schulbüchern über den Zweiten Weltkrieg informieren, ist da immer nur vom „Russlandfeldzug“, von „russischen Kriegsgefangenen“ oder „den Russen“ zu lesen. Das ist bemerkenswert. Warum russisch? In der roten Armee kämpften schließlich Angehörige aller Völker der UdSSR. Ich verstehe ja, dass das einfacher ist. Aber das macht es nicht richtiger.“
So wurden von Russland im zweiten Weltkrieg von Wehrmacht 17% des Territoriums erobert, unerwähnt bleibt aber, dass die Ukraine und auch Weißrussland komplett besetzt waren. Auch spricht Shapoval auch über das Selbstverständnis der Ukrainischen Nation, die aber keine völkische Gesinnung hat:
„Die Deutschen haben ihre hochnationalistische Phase schon durchlebt. Wir Ukrainer noch nicht. Aber das heißt nicht, dass wir ethnozentristisch denken und fühlen. Unser Staat ist inklusiv. Wir sprechen von den Völkern der Ukraine – im Plural wohlgemerkt. Aber auch in Deutschland sehe ich noch nationale Bezugnahmen auf die Geschichte: Denkmäler, Straßennamen, Gedenkorte. Das zählt auch für die Deutschen. Denken Sie an das Braunschweiger Lessingdenkmal. Sowas ist wichtig für die Leute – wichtig und auch gut.“
Shapoval war Ende der 1990er Jahre bereits für einen längeren Forschungsaufenthalt im Institut. Er ist teil der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission, die wir bereits 2019 zu Gast hatten.
Lesen Sie das komplette Interview in der BZ.
https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article238034943/Ukrainischer-Historiker-geisselt-Putins-Erinnerungspolitik.html