Führer der europäischen Faschisten und Nationalisten
Zu dem von Moskau gesteuerten Referendum auf der Krim im März 2014 haben unter anderem ihre Vertreter entsandt: der französische Front National, die belgische Vlaams Belang, die italienische Lega Nord, die österreichische FPÖ. Alle diese Parteien kann man als rechtsextrem charakterisieren. Und die „Wahlbeobachter“ befanden alles in Ordnung.
Der rechte Sumpf Europas trifft sich immer häufiger in Russland. Die antisemitische und fremdenfeindliche bulgarische Ataka-Partei startete ihre Kampagne für die Europawahl 2014 in Moskau. mit dem klaren Ziel, möglichst viele prorussische Abgeordnete ins Europaparlament zu bringen.
Anti-EU-Parteien wie der Front National erhalten von russischen Banken Millionen Euro als Kredit, was ohne Einverständnis oder Förderung durch den Kreml nicht möglich wäre. Die ungarischen Faschisten der Jobbik-Partei fordern den Austritt Ungarns aus der EU und den Anschluss an die Eurasische Union unter Führung Moskaus.
Im März 2015 waren auf Einladung der russischen Partei „Rodina“ 300 Vertreter nationalistischer und faschistischer Parteien aus ganz Europa in St. Petersburg versammelt, darunter der langjährige Vorsitzende der NPD, Udo Voigt, und der Parteichef der griechischen Nazis von der „Goldenen Morgenröte“. Der Mitbegründer der „Rodina“, Dmitrij Rogosin, ist heute Vizepremier der Russischen Föderation und gehört zum inneren Führungszirkel des Kreml.
Auch in der deutschen AfD ist die Sympathie für Putin groß. Alexander Gauland, der Parteivize, plädiert für eine deutsch-russische Achse in der Tradition Bismarcks. Auf PEGIDA-Demonstrationen kommt es immer wieder zu Sympathiebekundungen für Putin.
Die faschistischen und nationalistischen Gruppierungen sind sich einig in ihrer anti-westlichen, anti-europäischen, antiliberalen, oft sogar antisemitischen und generell fremdenfeindlichen Haltung. Homophobie und die Vorstellung, dass die europäische Gesellschaft sich wieder einer christlichen Orthodoxie unterwirft, erweitert das Spektrum der Unterstützer Putins.
Auch die deutsche Linke war im März 2014 auf der Krim vertreten. Ihre Unterstützung für Putin ist bekannt und die völkerrechtswidrige Annexion fanden sie ebenfalls akzeptabel. Für die deutsche Linke gilt zwar nicht das oben skizzierte Weltbild, aber ein scheinbar „genetisch“ bedingter Antiamerikanismus und Anti-EU-Reflexe führen zu einem gemeinsamen Nenner mit den rechten Freunden Putins.
Putin wiederum kann sich für die Förderung seines großrussischen Nationalismus nicht nur auf den staatlichen Machtapparat verlassen, sondern er hat auch wirksame Transmissionsriemen in der Gesellschaft. So kann er sich beispielsweise auf die von ihm mit Millionen Rubeln gesponserten Rocker vom Bikerclub „Nachtwölfe“ verlassen. Deren Führer Saldostanow erklärte im April 2015 in einem Zeitungsinterview:
„Obwohl unsere Väter Stalin verfluchten, verehrten sie ihn und gingen für ihn in den Tod wie für Jesus Christus. Es muss Schluss damit sein, Stalin mit Dreck zu überhäufen. Obwohl seither Generationen das Gehirn gewaschen wurde, bleibt er ein Idol der russischen Geschichte und ein unübertroffener Führer.“
Dezember 2015, Bernd Henn