Am 6. Oktober 2025 fanden in Kiel im Institut für Rettungs und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) Ehrungen des Ordens des Heiligen Panteleimon statt, eine staatlich unabhängige Organisation, die alljährlich Initiativen, Personen oder Organisationen auszeichnet, die die Gesundheit von Ukrainerinnen und Ukrainer erhält und stärkt. Zu diesen geehrten Organisationen zählte auch unser Verein Freie Ukraine Braunschweig e.V., der eine Nebenauszeichnung erhielt.
Den diesjährigen Orden des Heiligen Panteleimon erhielt das bundesweit etablierte Kleeblattkonzept, mit dessen Hilfe seit dreieinhalb Jahren aus der Ukraine nach Deutschland überführte Patientinnen und Patienten auf Kliniken aufgeteilt werden.
Mariya Maksymtsiv, Vorsitzende des Auslandsrats des Ordens in Deutschland, eröffnete die offizielle Zeremonie und erklärte in ihrer Rede: „Wir wollen mit der Ordensverleihung die große Dankbarkeit des ukrainischen Volkes ausdrücken. Schwerverletzte Patientinnen und Patienten, die in der Ukraine ihren Verwundungen erlegen wären, haben durch die unglaubliche Organisationsleistung des Kleeblattgremiums eine sehr gute Behandlung in Deutschland erhalten und die Chance, weiterzuleben. Es gibt nichts Wertvolleres – sowohl für die Menschen selbst als auch für ihre Angehörigen“. Sie überreichte schließlich den Orden an an Professor André Gottschalk, ärztlicher Fachberater im Kleeblatt Nord, der den Orden stellvertretend für die Mitglieder des Kleeblatt-Steuerungsgremiums entgegennahm. Der hohe Rat des Ordens in der Ukraine hatte sich zuvor einstimmig für die Ehrung des Kleeblattkonzepts ausgesprochen.

Durch die Organisationsstruktur des Kleeblatts Nord wurden viele verwundete ukrainische Soldaten auch auf die Städte Hamburg, Hannover und Braunschweig verteilt, wo sie medizinisch versorgt wurden. Dort wurden sie aber auch von vielen ehrenamtlichen Helfern und einigen Ärzten betreut und menschlich begleitet. Auch hierfür gab es von Mariya Maksymtsiv sehr viel anerkennende Worte und sie überreichte Auszeichnungen an den Verein Freie Ukraine Braunschweig, vertreten durch Igor Piroschik, an den Bund Ukrainischer Veteranen und Familien (UA Veterans Germany) aus Hamburg, vertreten durch Viktoriia Kharchenko, sowie an Dr. Dirk Hahne, Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie und Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin am Frederikenstift und Henriettenstift in Hannover.

Das „Kleeblatt“ hat es ermöglicht, dass über ein Dutzend verletzter Militärangehöriger aus der Ukraine in Braunschweig in Kliniken operiert und behandelt werden konnten. Die Mitglieder des Freie Ukraine Braunschweig e.V. – Olena Herberg, Iryna Obertas, Kateryna Herasymova (die 2024 in die Ukraine zurückgekehrt ist), Pfarrer Petro Terletskyi, Andriy Petryk, Mariia Boyko, Michael Tschirka – sowie einige engagierte Helfer außerhalb des Vereins übernahmen Krankenhausbesuche, Übersetzungen bei Arztterminen, Transporte zu Behandlungen und Behörden, Einkäufe und die Versorgung mit warmen Mahlzeiten.
So wurden die Soldaten nicht nur mit dem Notwendigsten versorgt, sondern erfuhren durch unsere Mitglieder und Aktivistinnen auch eine starke moralische Unterstützung. Dafür verdienen alle Beteiligten großen Respekt und Anerkennung. Die jetzt erhaltene Auszeichnung des Panteleimon-Ordens ist ein Zeichen des Dankes für all diese genannten Helfer und alle Unterstützer des Vereins.

Im Bild v.l.: Generalarzt Dr. Thomas Harbaum, Kommandeur und Ärztlicher Direktor, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Marius Hellwig, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Stefan Jucken und Nils Dräger, beide Vertreter des Kleeblatts West, Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des IRuN, Prof. Dr. Kerstin von der Decken, Gesundheitsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Prof Dr. André Gottschalk, ärztlicher Fachberater im Kleeblatt Nord, Mariya Maksymtsiv, Vorsitzende des Auslandsrats des Ordens, Leonie Hannappel, stellvertr. Direktorin des IRuN, Ministerialdirigent Lutz Berkling als Vertreter des Arbeitskreises V der Innenministerkonferenz, Dr. Benno Wolcke, Vertreter des Kleeblatts Süd-West, Ronald Erfurth, Vertreter des Kleeblatts West, Dr. Georg Kippels, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium für Gesundheit, Wida Babakarkhel-Zeifri, Oberregierungsrätin und Referentin der Niedersächsischen Landesregierung, Dr. Henryk Pich, deutscher Ordensträger als Einzelperson aus dem Jahr 2025.
Panteleimon (* etwa 250, † ca. 305) ist ein frühchristlicher Märtyrer und Heiliger. Er gehört seit dem 14. Jahrhundert zu den 14 Nothelfern und ist Schutzpatron der Ärztinnen, Ärzte und Hebammen. In der römisch-katholischen Kirche und auch in vielen orthodoxen Kirchen (z.B. griechisch, ukrainisch, russisch) wird er hoch verehrt. 2009 hatte das Gesundheitsministerium der Ukraine erstmals eine Auszeichnung vergeben, die an Persönlichkeiten verliehen wurde, die zur Entwicklung des Gesundheitswesens und der medizinischen Wissenschaft beitrugen oder die sich durch herausragende Verdienste in diesem Bereich hervortaten. Die Auszeichnung wurde von jedem Primas der drei größten christlichen Kirchen in der Ukraine beschlossen und gesegnet. Seit 2017 wird diese Ehrung „Orden des Heiligen Panteleimon“ genannt. Im Jahr 2024 wurden aufgrund des Krieges in 11 Ländern außerhalb der Ukraine (Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Italien, Griechenland, USA, Lettland, Großbritannien, Spanien, Polen) Auswärtige Räte gegründet. Die dem Ehrenrat der Ukraine zur Ehrung von Einzelpersonen und Organisationen vorgelegten Auszeichnungen erhalten die ausgewählten Nominierten mit dem Orden des Hl. Panteleimon. Die Preisverleihung und Zeremonie findet in der Ukraine am 27. Juli 2024 statt, am Tag des Heiligen Panteleimon, der auch bezeichnet wird als „Großer Märtyrer und Heiler“.

Das Kleeblattkonzept ist ursprünglich ein Konzept zur länderübergreifenden Verlegung von Intensivpatienten in Deutschland, gegründet 2020 im Rahmen der COVID-19-Pandemie. Damals ging es darum, bei sich regional häufenden Infektionen intensivpflichtig erkrankte COVID-19-Patientinnen und -Patienten auch in andere Einrichtungen zu verlegen, um regionale Überlastungen abzufedern. Hierfür sind die 16 Bundesländer in fünf sogenannte Kleeblätter aufgeteilt und aus ihrem Kreis eine zentrale Anlaufstelle bestimmt (Single Point of Contact). Die Kleeblätter sind (siehe Karte): Nord (grün), Ost (rot), Süd (hellblau), Südwest (gelb) und West (blau). Zum Kleeblatt „Nord“ gehören die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Seit März 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs, wurden diese etablierten Strukturen weiterentwickelt und mit ihrer Hilfe ukrainische Patientinnen und Patienten nach Deutschland evakuiert, die dringend medizinische Behandlung benötigen. Dabei sind die Schnittstellen so optimiert, dass das Vorgehen nahtlos an die ukrainische Rettungskette heranreicht und bis ins deutsche Krankenhaus und sogar bis hin zum medizinischen Krankenrücktransport organisiert ist.
